2021-12-24: Weihnachtstour

Aus Höhlenverein Hallstatt-Obertraun
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Termin

24.12.2021-27.12.2021

Ziel

Südwesten - Wilder Westen - Untertischkathedrale. Aufarbeiten von alten Fragezeichen

Teilnehmer

Axel Hack, Wetti Wielander

Bericht

Rund um uns herum tobt der zur Genüge bekannte Coronawahnsinn (Virusvariantengebietseinreisebeschränkung, 2,5 G+Regel,…), also verziehen wir uns für ein paar Tage in die gemütliche Hirlatzhöhle, um ein paar Fragezeichen im Südwesten einer näheren Inspektion zu unterziehen. Schau ma amal, ob die Welt noch steht, wenn wir nach vier Tagen wieder raus kommen… Am 24. nutzen wir ein trockenes Wetterfenster zwischen zwei nassen Warmfronten, um von wettertechnischen Unbillen halbwegs unbelästigt zur Höhle aufzusteigen. Einzig eine steile Eisrampe direkt vorm Höhleneingang macht uns etwas zu schaffen. Mit einem Pickel schlägt Axel ein paar Stufen, und so bewältigen wir auch dieses Hindernis. Nach etwa 7 Stunden in gemächlichem Tempo erreichen wir das Grünkogelbiwak und beschließen, dort den Heiligen Abend zu verbringen. Da es aber noch nicht allzu spät ist, werden noch schnell ein paar mögliche Fragezeichen am Weg Richtung Sahara einer ersten Inspektion unterzogen. Der Abend endet dann sehr beschaulich mit Christbaum (aufblasbar) und Glühwein. Ausschlafen am 25. Auffälliges Wasserrauschen im Biwak, und auf der Gangstrecke Richtung Westen säumen kleine Bächlein, die gestern noch nicht da gewesen sind, unseren Weg. Sollte uns das zu denken geben? Wir beschließen (etwas zögerlich), weiter zu gehen. Zuerst wird ein eingebauter aber offenbar nicht vermessener Schlot beim Grünkogel-Überstieg bearbeitet und anschließend ausgebaut. Weiter Richtung Sahara. Dort, wo’s anfängt kleinräumiger zu werden, führt ein Seil in die Tiefe (und verleitet wegunkundige Höhlenbesucher dazu, abzusteigen). Auch dieser Teil ist noch nicht vermessen, also auf ins enge Schlufgewirr. Etwas unerwartet kommen wir hinter der Engstelle am Weg in die Sahara hinaus. Hier gibt es also eine Umgehung für den (immer mehr zusedimentierenden) Schluf, welche allerdings auf alten Planskizzen als zu eng eingezeichnet war. Was das für die praktikable Nutzung dieser Umgehung bedeutet, kann sich jeder selber ausmalen. Mittagsrast in der Sahara. Wir durchforsten die alten Tauchdepots und finden drei (rostige) Rebreather und jede Menge Atemkalk. Bilden einen (großen) Berg an Zeug, welches abtransportiert gehört und hoffen, dass dieser Berg eines Tages seinen Weg Richtung Ausgang finden wird (wir sind mit alten, gatschigen Seilen schon zur Genüge bepackt). Ebenso finden wir einen Sack mit Schokoriegeln. Ablaufdatum um 5 Jahre überschritten, aber sie schmecken noch gut. Nachmittags noch ein Abstecher in den Gang Richtung Untertischkathedrale, wo eine nur rudimentär vermessene Unterlagerung auf uns wartet. Steigen zu zweit in den engen Canyon ab und fangen mit der Vermessung an. Der Gang führt uns genau unter ein Wasserbecken, welches sich eine Etage höher befindet. Das Wasser tröpfelt unspektakulär die Gangwand hinab, der gummiartige Lehm hält meine Gummistiefel fest umklammert und ich merke gar nicht, dass ich bereits bis zu den Waden eingesunken bin. Ich zeichne, Axel ist schon ein Stück weiter und erkundet die mögliche Gangfortsetzung. Das Wasser gluckst um mich herum, und aus Axels Richtung tönt ein rhythmisches, kraftvolles Klopfen. Vielleicht will Axel ja einen Anker setzen. Auf einmal Axels Stimme: Sag, was sind das für Geräusche? Was, Axel, das Klopfen, das bist nicht du?? Stille. Das Geräusch hat aufgehört. Bitte, welcher Höhlenbewohner will uns hier Klopfzeichen geben??? (Gollum, der Balrog von Moria,…) Wir sind uns einig, wir wollen weg von hier. Doch die Höhle will mich nicht gehen lassen, oder zumindest nicht mit meinen Gummistiefeln. Schaffen es, uns aus der Umklammerung des unbarmherzigen Höhlenlehms zu befreien und verlassen fluchtartig den Canyon des Grauens. Nach einer weiteren gemütlichen Biwaknacht haben sich unsere Nerven soweit beruhigt (die Bächlein führen auch deutlich weniger Wasser als gestern), dass wir noch zwei Fragezeichen in Angriff nehmen. Nahe des Grünkogel-Überstiegs zweigt ein Gang mit hübschem Harnisch ab, der in einem bis dato unerforschten Schacht endet. Dieser ist knapp 30 m tief und endet an einem unschliefbaren Bodenversturz. Unweit des Harnischgangs lockt uns noch ein Wandauge, welches von Axel ein Stück weit erklettert wird, bevor wir für dieses Mal Schluss machen und unser Biwak in die Sprengstelle verlegen, wo wir die vorhandenen Schnapsvorräte plündern. Ausstieg am 27. Unsere Stufen im Eis sind noch da, was uns sehr freut. Beglückwünschen uns zu einer gelungenen Tour, als uns der Berg als Abschiedsgruß noch einige mit lautem Krachen herabstürzende Eisfahnen hinterher schickt, die uns gottseidank verfehlen. Wir haben’s verstanden – wir ziehen uns (für dieses Mal) zurück… Insgesamt haben wir 297 m vermessen, davon 122 m Längenzuwachs und 31 m „echtes“ Neuland.