2025-02-25: Schwabenland

Aus Höhlenverein Hallstatt-Obertraun
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Termin

25.02.2025 - 28.02.2025

Ziel

Weitere Fragezeichen abarbeiten

Teilnehmer

Katharina Bitzer, Pierre Estadieu, Jochen Heinrich, Wieland Scheuerle

Treffpunkt

24.02.2025 21:00 Uhr Vereinsheim

Ablauf

25.02.: Anmarsch zum Schwabenlandbiwak

26.02.-27.02.: Forschung

28.02.: Ausstieg

Bericht

VON KATHARINA BITZER

Nach einer Übernachtung im Vereinsheim wird am 25.2. in die Höhle eingestiegen mit dem Ziel, den gemütlichen Schlafplatz auf den weichen Matrazen durch die Isomatten im Schwabenlandbiwak zu ersetzen. Das gelingt auch und ohne erwähnenswerte Vorkommnisse. Vielleicht bis auf die Tatsache, dass Jochen, der ziemlicher Höhlenneuling ist, die Strecke ohne nennenswerte Hilfe mit dem Team in 6,5h meistert. Bei meinen ersten Touren hätte man die Zeit dafür vermutlich mindestens verdoppeln und mich danach in der Pfeife rauchen können! Vielleicht also kein Fehler, dass Jochen Ultramarathonläufer und von Beruf Baumkletterer ist.

Am Ziel angekommen, kümmern sich die Wieland und Pierre schon einmal ums Biwak, während Jochen, (der offenbar unkaputtbar ist) und ich noch zu einem kurzen Ausflug Richtung Wasserburgschlot („Pendler reloaded“) aufbrechen. An dessen oberem Ende ca. 100m über dem Boden war ich letztes mal vor ca. zwei Jahren und die potenzielle Fortsetzung sah nicht sehr vielversprechend aus. Der Schlot ansich war zu Ende und es blieb nur noch eine Querung übrig, die aber augenscheinlich auch wieder nur in einem kleinen Schlot mündete, den ich gedanklich als Ende deklarierte.

Ziel ist es jetzt also, das vermutete Ende in ein tatsächliches umzuwandeln, um im Anschluss das dort verbaute Seil zurückgewinnen zu können. Aufgrund diverser loser Steine in dem oberen Bereich des Schlotes erscheint es mir relativ sinnvoll, keinen zweiten Höhler unter mir zu haben, also alleine ab nach oben mit Bohrmaschine und Seilnachschub, während Jochen hin und wieder mit sicherem Abstand unten am Fuß des Schlotes vorbeischaut und sonst in der Gegend in einige Seitenlöcher schaut. Oben acht Betonschrauben für die Querung verbohrt und ups, das wird wohl nichts mit dem Seilausbau. Ich kann nur auf ein paar wenigen Quadratmetern stehen, allerdings befinden sich so 6m über mir zwei mögliche Fortsetzungen. Richtig einsehbar sind beide nicht, aufgrund des Winkels, aber ein klares Ende, wie ich es mir vorgestellt hab, ist auf jeden Fall nicht zu finden und die Stellen müssen definitiv noch angeschaut werden. Da ich allerdings weder Material noch Zeit übrig habe, kehre ich erstmal um. Ein Teil ist vermutlich sogar kletterbar, aber in dem Fall wäre die Aktion wirklich free SOLO, und ohne Kollegen dabei gibt es vermutlich bessere Ideen. Insgesamt lassen sich beide Optionen vermutlich mit wenigen Ankern erschlossern. Die acht verwendeten Betonschrauben und Maillons sind verzinkt, die Laschen Inox, das Seilende ist als Hasenohr an den letzten beiden Betonschrauben befestigt und als Backup um eine (allerdings mittelmäßige) Sanduhr geknotet.

Also zurück zum Biwak, Essen mit dem Team und am nächsten Morgen an die Stelle oberhalb des Abstiegs ins Yorkshire Land, wo Lothar Midden und ich letztes Jahr ein weiteres Schlosserparadies eröffnet hatten. Jochen und Wieland schauen sich die untere Fortsetzung an und können dort insgesamt 30m vermessen. Zuerst durch einen Versturz in eine große Halle, die am oberen Ende über eine doofe lehmige Rampe einen möglichen Gangansatz bieten könnte. Um das auszuchecken, brauchts aber nächstes mal ein paar Anker. Nebendran befindet sich eine deutlich verlockendere, allerdings auch vertikalere Fortsetzung. Vor Wieland und Jochen tut sich ein 30m hoher, wasserführender Schlot auf, der sehr schön ist und an der Seite auch im Trockenen gut schlosserbar.

Jedoch bevorzugen Pierre, Wieland und Jochen eher Projekte, die nicht vertikal nach oben führen und so ist in diesem Gang für heute Schluss. Während die beiden dies feststellen, krabbeln Pierre und ich eine Etage höher durch den Dreck. Bzw. ich krabble und Pierre sichert mich mittels Seil, während ich mich im Allrad-Modus eine Lehmrampe hocharbeite, die gerade so steil ist, dass man bei deren ungesichertem Bezwingen „wahrscheinlich“ nicht in den darunter liegenden 60m-Schacht rutschen würde. Leider ist auch diese Option nach ca. 30m zu Ende und der Lehm reicht bis zur Decke, ohne Luftzug. Also vemessen, ausbauen, ab zurück zu den anderen beiden und Neuigkeiten austauschen. Da wir heute relativ langsam unterwegs waren, Rückzug ins Biwak und auf dem Weg noch die Querung zu der „Brücke“ ausbauen. Man kann jetzt also den Gang, der zum Schlot führt, über zwei Umsteiger vom Hallenboden aus erreichen, ohne die Querung zu machen. Die obere Befestigung besteht aus einem Hasenohr, befestigt mit Inox-Laschen plus Ankern.

Gemütlicher Abend im Biwak und am nächsten Morgen auf zu neuen Abenteuern im Yorkshire Land. Dummerweise hatte ich vergessen, dass Tom mit seinen Leuten hier letztes Jahr schon war und sie dabei Einiges vermessen hatten. Zunächst wundere ich mich also über die Messpunkte, bis es mir langsam wieder dämmert. So ein Mist! Ansich ändert es nichts am Plan, ich ärgere mich nur etwas über mich selber. Am Ende von Tom's Messtrecke stehen wir an einem ordentlichen Schacht, der eigentlich nur ca. 20m tief ist, aber aufgrund der Dimensionen doch recht eindrücklich. Wieland beginnt seine Zeichnung mit Hilfe von Jochen und Pierre, während ich den Schlot einbauen darf. Das Wasser aus dem Yorkshire-Land-Gang landet mit uns im Schlot und wirkt recht dekorativ, ohne uns zu nahe zu kommen. Nach zwei Umsteigern sind wir am Boden einer sehr schönen Halle mit zwei poteziellen Fortsetzungen, dem Dom von York. Eine führt dem Wasser entlang leicht abfallend und die andere in einer Rampe nach oben über Lehm mit wundeschönen Trockenrissen. Dessen Aussehen erinnert stark an die Hallen auf dem Weg vom Biwak zum Yorkshire-Land. Jochen hat die Ehre, die Rampe als Erster zu betreten. An deren oberem Ende befindet sich eine Stelle, die von unten gesehen an einen bequem begehbaren, halbrunden Tunnel erinnert. Als Jochen oben ankommt, macht sich allerdings Ernüchterung breit. Ohne auch nur ein bisschen weiterzuführen oder wenigstens Hoffnungen für eine erfolgreiche Grabung zu lassen, ist dort einfach Ende. Ohne Luftzug, ohne einen kleinen Spalt. Kurz darauf erweist sich die untere Option der Fortsetzung ebenfalls als Niete. Insgesamt alles wiederum nur 30m. Die Zahl geht mir langsam auf die Nerven. An der Stelle, an der der Yorkshire-Land-Gang in den Schacht mündet, könnte man noch eine Fortsetzung des Ganges entlang der Schachtdecke erahnen. Nach einem weiteren gebohrten Anker stellt sich allerdings auch das als falsche Hoffnung heraus. Der Gang wird nach kürzester Zeit (diesmal weniger als 30m) unpassierbar eng.

Wieder ist es schon relativ spät und wir treten den Rückweg an, während das Seil des gesamten Yorkshire-Land-Abstiegs plus Metall ausgebaut wird. Mit dem gestern ausgebauten Zeug kommt im Biwak dann eine doch ganz ordentliche Menge zusammen und bei den nächsten Touren brauchts dann immerhin erstmal kein neues Material mehr. Insgesamt lagern dort jetzt ca. 55 Inox-Anker, 65 verzinkte Maillons, 60 Inox-Laschen und geschätzte 230m Seil. Näheres siehe Material-Liste. Am Morgen des 28.2. packen wir unsere Sachen und nach der Invetur geht’s dem Ausgang entgegen. Kurz vor dem Sprengstellenbiwak stolpert Wieland und zerrt sich beim Abfangen den Oberschenkel, ohne sich durch einen Sturz ansich zu verletzen. Glücklicherweise kann er unter leichten Schmerzen weiterlaufen und mit etwas verlangsamtem Tempo erreichen wir nach drei Nächten Höhle und 5,5h Rausweg den Ausgang.