2023-02-22 Schwabenland

Aus Höhlenverein Hallstatt-Obertraun
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Termin

22. Februar 2023 bis 26. Februar 2023

Ziel:

Fortsetzung im Doppelschlot

Teilnehmer

Matthias Feldmaier, Pierre Estadieu, Julia Thonig, Wieland Scheuerle, Stefan Haas, Georg + Katharina Bitzer

Bericht

Nach einer gemütlichen Übernachtung im Vereinsheim startet am 22.02.2023 die oben genannte Mannschaft in Richtung Schwabenland. Aufgrund der Gruppengröße gehen wir etwas zeitversetzt los, aufgeteilt in ein 4er und ein 3er-Team. Alle sind hochmotiviert.

Das 3er-Team voller Vorfreude

Ohne besondere Vorkommnisse wird einige Stunden später von allen das Schwabenlandbiwak erreicht. Wieland und ich suchen schon einmal den Weg zum Schacht, der ins Yorkshire-Land führt, während sich der Rest um ein wohnliches Biwak kümmert. Die beiden Holders und ich hatten uns den Weg bei der letzten Tour schon einmal angeschaut, aber außer mir kennt ihn bisher niemand des aktuellen Teams und ich selbst auch nur unzuverlässig. Nach einem kurzen Verhauer ist aber das Ziel gefunden und Wieland kann am nächten Tag Jule, Pierre und Matthias dorthin führen, um das uns beschriebene offene Ende zu suchen. Der Schacht war vor vielen Jahren schon einmal eingebaut, was sich allerdings nur noch an ein paar rostigen Spit erkennen lässt. Und ab hier wird dann die Differenz zwischen Erinnerung und Realität erkennbar. Beschrieben wurde der Weg zum Fragezeichen sowie auch der Blick in die Fortsetzung als ein sehr geräumiger und komfortabler Gang, den man ab dem Umkehrpunkt des letzten Teams einfach weiter entlangschlendern kann. Pierre bewaffnet sich also mit der Bohrmschine und 100m weiter unten stehen die vier nach einigen Schachtstufen und Mäanderabschnitten am beschriebenen Umkehrpunkt des letzten Teams.

Die vier Forscher sind nach einigen Engstellen im aktiven Mäander alle nass und nur noch Jule ist motiviert, ein paar Meter über den Umkehrpunkt des letzten Teams hinaus zu schauen. Ab hier geht es allerdings nur derart eng weiter, dass das selbst bei der schlanken und nicht sehr großen Jule lediglich mit ein paar Verrenkungen klappt. Nach Jules kurzem Vorstoß ist, hauptsächlich auch vom Einbohren, inzwischen allen so kalt, dass der Rückweg die beste Lösung ist und auch nicht mehr vermessen wird. Etwas Unschlufbares ist tatsächlich noch micht erreicht und der Zustieg durch das eingebaute Seil inzwischen deutlich vereinfacht. Der Einholung einer dritten Meinung steht also nichts im Wege.

Georg und Matthias studieren noch einmal die Pläne des Yorkshire Land, eine Verwechslung kann allerdings ausgeschlossen werden

Während sich ein Teil des Teams also im Mäander abgekämpft hat, hat es Georg und Stefan zum letztmaligen Umkehrpunkt und Hauptfragezeichen in der Passage Richtung unserem hoffentlich bald neuen Eingang verschlagen. Es geht um den Gang, der in ca. 70m Höhe in der Wasserburg Richtung Westen abgeht und nach ein bisschen überschwänglichem Optimismus inzwischen den Namen „Ein-Gang“ trägt. Die beiden sind ausgerüstet mit allerlei Buddelwekzeug und gehen nun dem Dreck an den Kragen, der den Weiterweg für motivierte Forscher zwar gerade blockiert, allerdings noch so viel Platz für Luftzug lässt, dass ein Aufgeben an dieser Stelle sozusagen ausgeschlossen ist. Solang die beiden fleißig buddeln, nehme ich mich in der Wasserburg dem weiteren Weg nach oben an. Mit Strickleiter, Betonschrauben und Bohrmaschine gehts ab dem Abzweig in den Ein- Gang weitere 15m an der mehr oder weniger glatten Wand hoch, bis das Seil aus ist. Was Nützliches ist dabei nicht erkennbar, nur, dass es zur Decke noch weit ist.

Nach dem Bohren besuche ich Georg und Stefan und habe Glück mit dem Timing. Sie sind kurz davor, durch ihren ergrabenen Tunnel zu passen und nachdem noch ein paar Minuten gemeinsam gebuddelt wird, steht Stefan im Neuland. Der Gang sieht eigentlich gleich aus wie auf dem Weg zur Engstelle und man kann sich bei starkem Luftzug in einer Mischung als laufen und krabbeln auf recht trockenem Lehmboden fortbewegen. Da es inzwischen schon relativ spät ist, kehren wir um zum Biwak und erzählen uns gegenseitig von unseren Erlebnissen.

Da am nächsten Morgen aus irgendeinem Grund niemand mehr Richtung Yorkshire-Land möchte, machen sich Wieland, Jule und Matthias auf, zu dem gestern von Stefan und Georg ergrabenen Gang. Der verändert sich in seiner Form und Dimension eigentlich überhaupt nicht, bis die drei am Abend nach 130 vermessenen Metern wieder vor einer stark bewetterten, grabungswürdigen Engstelle stehen und umkehren.

Matthias genießt den Weg ins Neuland
Wieland beim Vermessen

Gleichzeitig mit der Vermessung sind Pierre, Georg und Stefan an einem Schlot in der Halle vor dem Schacht zum Yorkshire-Land zugange, bohren sich dort ein ganzes Stück hoch und landen dabei leider in einer Sackgasse. Von einer anderen Stelle aus geht es noch deutlich weiter nach oben, das ist aber erst am Ende der erbohrten Passage klar. Das Seil bleibt erstmal hängen, da es auch bei einem Neustart für diese höhere Option nützlich wäre.

Selber geh ich an dem Tag wieder in die Wasserburg, um dort nochmal ein bisschen zu schlossern. Einige „Scheingänge“ zweigen vom Schacht ab, die sich bei näherer Betrachtung von der richtigen Höhe aus allesamt als Niete herausstellen. Nichtmal mit Buddeln wäre hier etwas möglich. Nachdem mal wieder Seil, Betonschrauben und Akkus aus sind, kommen gerade Matthias, Jule und Wieland von ihrer Vermessung zurück und schließen gleich den Ein-Gang über die Vermessung der Wasserburg an die restliche Höhle an. Das hat bei der letzten Tour leider das PDA verhindert, da es uns einen Absturz aus 3m Höhe zu übel genmommen hat. Bei der Vermessung stellt sich heraus, dass die Wasserburg insgesamt recht genau 100m hoch ist, 40 davon wurden gestern und heute erschlossert. An meinem heutigen Umkehrpunkt geht es auch nicht mehr weiter nach oben, dort ist jetzt die Decke des Schlots. Zur Seite gäbe es noch eine Querung von ca. 6m, eine richtige Fortsetzung sieht man aus der Entfernung aber nicht, nur, dass ein vielleicht 2m breiter Schlot versetzt weiter nach oben geht. Sofern niemand anders drauf scharf ist, würd ich mir das bei der nächsten Tour noch anschauen, wahrscheinlich ist es aber eher ein Abhaken.

Am Abend verwöhnt uns Georg mit seiner Kochkunst. Er ernährt sich vegan und hatte zu Beginn Zweifel, ob das auch im Biwak ohne Ausnahme funktioniert. Nach diesem Abend wäre allerdings selbst der größte Fleischliebhaber vom Gegenteil überzeugt. Mit frisch gekochtem und gewürztem Tofu in Soße füllt er Teigfladen und wer einen dieser großzügig verteilten Fladen probiert, hat ab diesem Moment keine Lust mehr auf seine Fertignudeln. Das gesamte Biwak ist derart begeistert, mit welchen einfachen Mitteln so ein grandioses, dazu noch veganes Essen, möglich ist, dass Georg für die nächsten Touren schon als Koch ausgebucht ist.

5-Sterne-Biwakkochkunst

An Tag 4 ruht sich ein Teil des Teams im Biwak aus und lässt es sich bei einem kleinen Mittagsspaziergang gutgehen. Pierre und ich machen uns an dem Tag auf an die neue Buddelstelle am neuen Ende des Ein-Gang. Nach geschätzten 1,5 Stunden ist auch die offen und wir stehen wieder in einem ordentlichen Gang.

Pierre beim Vermessen der 2. aufgebuddelten Stelle

Nach wie vor gibt es starken Luftzug. Seit der Wasserburg hat der Gang ausnahmslos auf das südliche Ende der Feuerkogelwestwand zugesteuert, und das behält er auch bei. Bis zur Oberfläche sind es ab hier laut Plan horizontal nur noch 50-100m. Voller Euphorie fiebern wir einem neuen Eingang entgegen und folgen vermessend dem Gang. Dessen Charakter ändert sich ab der letzten Buddelstelle und aus einem kolkigen Gang wird eine mehrere Meter hohe, schmale Kluft. Gerade noch kann man sich an zwei Stellen durchquetschen, um wenige Meter später wieder in breiterem Gelände mit einigen Kletterstellen zu stehen. Eine Stufe komme ich trotz mehrfachen Vesuchen nicht hoch, bis Pierre mir zu Hilfe kommt und mich schiebt, selber schafft er es dann alleine. Den Einbau eines Seils plane ich trotzdem :-) Nach rechts geht ein kleiner Gang ab, den wir nicht weiter verfolgen. Er scheint gemütlich bekrabbelbar.

Kurz darauf trifft Stefan zu uns und entdeckt gleich einen kleinen Abzweig in der Decke zu einem weiteren Krabbelgang. Stefan klettert dorthin frei, normale Menschen müssten sich dann ein kurzes Seil (4- 5m) einhängen. Weiter gehen wir aber trotzdem im Hauptgang.

Auf einnmal macht der Gang eine starke Biegung. Nach kurzer Zeit erreichen wir eine kleinere Halle und stellen auf dem Plan fest, dass wir jetzt zum Schluss einen kompletten Kreis gegangen sind. Da unser Gang aber nach wie vor konstant ansteigt, gibt es keine Verbindung zum Herweg. In der Halle, in der wir uns befinden, ist für heute Schluss. Ca. sechs Meter über uns befindet sich ein Gang, der die Hallendecke quert. Man bräuchte allerdings ein paar Dübel, um dort hinzukommen und wir sollten auch zeitbedingt umkehren. Insgesamt haben wir heute wieder 130m vermessen. In diesem Bereich befinden sich zahllose Fledermausleichen und noch mehr von deren Hinterlassenschaften. Sogar eine lebendige Maus hat uns beim Vermessen beobachtet. Der Gang, der sich an der Decke der letzten Halle befindet, scheint in Ost-West- Richtung zu liegen, wir wären also wieder auf Kurs!

Pierre und Stefan in der Halle an unserem Umkehrpunkt. Oben sieht man den Gangansatz.
Beobachter kurz vorm Umkehrpunkt. Einen Weiteren hab ich gestern in der Wasserburg getroffen.

Am nächsten Tag folgt die Heimreise. Auch wieder in zwei Teams geht es dem Ausgang entgegen. Während Matthias, Jule, Pierre und Wieland direkt nach Hause fahren, verbringen Stefan, Georg und ich noch eine Nacht im wunderbaren ===Ergebnis===