2023-11-02:Tauchgang Grünkogelüberstieg

Aus Höhlenverein Hallstatt-Obertraun
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Termin

2.11.-4.11.2023

Ziel:

Tauchgang im Grünkogelüberstieg

Teilnehmer

Mathias Beck, Tobias Fellinger, Zsofi Kalotai, Imre Kan, Ronan Kane, Alexej Kopchinskiy, Ferenc Kovacs, Uwe Röschlaub, Alicia Roslaniec, Wetti Wielander

Treffpunkt

1.11.2023 ab 18:00 im Vereinsheim oder 2.11.2023, 10:00, Simonydenkmal, Hallstatt.

Ablauf

  • 2.11.: Anmarsch bis Grünkogelbiwak
  • 3.11.: Tauchgang Megalodontensiphon oder Grünkogelüberstieg
  • 4.11.: Wanderung in die Sahara
  • 5.1.: Ausstieg

Bericht

Es ist November, und eigentlich sollte jetzt die Hirlatzsaison so richtig wieder los gehen bzw. einem uneingeschränkten Tauchvergnügen im Westen nichts im Wege stehen (zumal der Herbst ja auch ziemlich trocken war). Wäre da nicht… „meine“ Carbonflaschen, die im Zoll festhängen, Regen, der dann überraschend doch noch kommt, ein explodierender Gaskocher im Grünkogelbiwak, eine Felsplatte, welche umkippt und Höhlenforscher samt Schleifsäcken abwirft, …

Die Expedition beginnt wie immer mit gemeinschaftlichem Packchaos im Vereinsheim, und nachdem wir es tatsächlich geschafft haben, alles Gepäck halbwegs gleichmäßig auf 10 Expeditionsteilnehmer zu verteilen, geht es am Donnerstag bei mildem, trockenem Herbstwetter Richtung Höhle. Das Grünkogelbiwak ist nach etwa 9 Stunden Gehzeit in gemütlichem Tempo erreicht, aus der Decke plätschert eine muntere Quelle, was für Tauchvorhaben schlecht aber für die Expeditionswasserversorgung gut ist. Ein mitgeführter und im Biwak deponierter Kübel erleichtert das Wassersammeln erheblich. Die ersten müden Forscher sind bereits am Einschlafen, als auf einmal ein Knall die friedliche Stille stört. Es folgt lautes Fluchen und man sieht Ronan, nun ohne Augenbrauen aber sonst gottseidank unverletzt, wie er mit seinem Schlaz versucht, die sich rund um seinen Biwakplatz ausbreitenden Flammen zu löschen (was ihm auch gelingt). Alicia schimpft etwas von wegen „billiges Kocherglumpert, warum haben wir nicht meinen mitgenommen“, na jedenfalls sind nun alle wieder halbwegs wach.

Freitag, 3.11., das Wasser ist leider nicht weniger geworden und ein hurtiges Bächlein rinnt den Gang entlang. Ein kurzer Ausflug in den Megalodontencanyon – der Wasserfall am Canyoneingang ist wirklich imposant, aber an Tauchen im Siphon ist bei diesen Wassermengen nicht zu denken. Also weiter zum Grünkogelüberstieg – dort oben gibt es ja auch noch einen Siphon, welcher in den 1990er-Jahren von Michi Meyberg betaucht worden war. Gerüchtehaften Überlieferungen nach gehe es hinter diesem Siphon „in alle Richtungen“ weiter und eigentlich ist es von dort nur noch ein Katzensprung zur (sonst nur umständlich und mühsam über die Sahara erreichbaren) Untertischkathedrale, also ist es durchaus sinnvoll, sich diesen Siphon (noch) einmal anzuschauen. Mit im Gepäck: Tauchausrüstung und – ein Gartenschlauch. Da der Siphon angeblich nur ein „kleines Lackerl“ sein sollte, könne man ihn, wenn man ihn nicht sogar apnoe, also ohne Tauchausrüstung, durchtauchen möchte, vielleicht sogar abhebern. Wir kommen zum Siphon – und aus diesem rinnt ein munteres Bächlein. Na wer hätte das gedacht. Also doch nicht abhebern. Bleiben nur die Optionen „apnone“ oder „mit Ausrüstung“. Wir probieren zweiteres – wozu haben wir sonst die Tauchausrüstung den weiten Weg mitgeschleppt. Der Siphon ist stellenweise etwas niedrig, aber recht breit, also eigentlich ganz angenehm zu betauchen. Die Leine vom letzten Tauchgang ist auch noch vorhanden. Am Boden mit Kies und Feinsediment bedeckt senkt sich der Siphon mit sanfter Neigung ab, bis er eine Tiefe von etwa 3 m erreicht. Nach knapp 6 m kann man in einem annähernd kreisrunden, ca. 2 m tiefen See auftauchen und steht nun in einem rund 8 m hohen Schlotraum . Aus der südlichen Schlotwand rinnt aus einem Fensterchen in ca. 4 m Höhe das muntere Bächlein. Wo sind nun die Fortsetzungen in alle Richtungen? So wirklich Offensichtliches finden wir nicht – allenfalls ein Gangansatz etwa 5 m über der Wasseroberfläche an der östlichen Raumbegrenzung. Es folgen ein paar halbherzige Versuche der beiden Taucher*innen, dort hinauf zu steigen, diese werden aber bald wieder aufgegeben – zu groß ist die Angst, abzustürzen und sich zu verletzen. Besser feig als mit gebrochenen Knochen hinterm Siphon liegen… Der Raum wird noch schnell vermessen, dann geht es wieder zurück. Wir wollen den Siphon „Siphon der leeren Versprechungen“ nennen…

Während des Tauchvorstoßes ist ein Großteil der Gruppe aufgebrochen, um die Sahara zu besuchen, weshalb wir beim Rücktransport der Ausrüstung nur noch zu viert sind, was etwas mühsam, aber durchaus machbar ist.

Sa, 4.11.: Nachdem wir den obligatorischen Besuch der Sahara gestern schon erledigt hatten beschließen wir, einen Tag früher als geplant aus der Höhle auszusteigen. Rückweg ohne besondere Vorkommnisse – nur dass der Schleifsack mit den triefnassen Sachen wirklich schwer ist. Draußen hat es in der Zwischenzeit geschneit…

Kleiner Epilog: Es ist wie so oft bei solchen Aktionen: Während man nass und frierend im trüben See schwimmt und verzweifelt nach nicht vorhandenem Neuland Ausschau hält, zweifelt man an der Sinnhaftigkeit der Betätigung, aber ein paar Tage später, wenn man daheim im kuschelig-warmen Bett liegt, fängt man wieder an, neue Ideen zu haben. Was wäre z.B., wenn man einfach eine Aluleiter durch den Siphon durchtauchen würde…? Fortsetzung folgt ?